Vorwort
Ein wichtiger Meilenstein für den Bildungserfolg bei Kindern stellt der Schriftspracherwerb dar. Deshalb ist es für hörbeeinträchtigte Kinder besonders wichtig, den Weg dorthin frühzeitig zu ebnen, da in den meisten Regelwerken der Grundschule der Schriftspracherwerb über die phonologische Bewusstheit vermittelt (angebahnt) wird. Auf dem Weg zur Schrift durchlaufen Kinder unterschiedliche Stufen, sowohl im Bezug auf ihre Zugriffsweisen, ihre Vorstellung von Schrift als auch ihr individuelles Lernverhalten.
Um Kinder beim Schriftspracherwerb zielführend begleiten und auf diese Weise den Übergang zur Schule unterstützen zu können, benötigen sie frühzeitig verschiedene Zugangsweisen zur Schriftsprache. Bereits im Kindergarten werden diese Zugänge ermöglicht (Singen, Reimen, Fingerspiele). Explizit im Vorschuljahr werden die Vorläuferfertigkeiten verstärkt geübt (Anlaute heraushören, Silben klatschen, einzelne Wörter schreiben). Vor allem aber zuhause wird der Grundstein für einen gelingenden Zugang zur Schriftsprache gelegt (Bilderbücher gemeinsam lesen, malen, schreiben, reimen, Knie-und Fingerspiele). Unter unserer Rubrik „Fördermöglichkeiten im Alltag“ finden Sie Ideen für die Umsetzung zu Hause. Bei hörbeeinträchtigten Kindern sollte schon früh das Schriftbild angeboten werden (z.B. das Bild einer Maus mit dem geschriebenen Wort „MAUS“ darunter → es gibt viele schöne Bilderbücher, die das Schriftbild zu den Bildern enthalten!), da der Zugang über das Hören, und somit die Speicherung über das Phonologische Gedächtnis, eingeschränkt ist.
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Phonologische Bewusstheit
Die sogenannte phonologische Bewusstheit wird als eine wichtige Fähigkeit für den Schriftspracherwerb angesehen.
Es geht dabei darum, Sprache nicht nach ihrem Inhalt, sondern formal zu erfassen.
„Der Begriff phonologische Bewusstheit bezeichnet (..) eine bestimmte Form der Sprachbewusstheit und stellt den wichtigsten Teilbereich der sogenannten „phonologischen Informationsverarbeitung“ dar. Er bezeichnet die Fähigkeit, bei der Aufnahme, der Verarbeitung, dem Abruf und der Speicherung von sprachlichen Informationen Wissen über die lautliche Struktur der Sprache heranzuziehen (Wagner/Torgesen 1987). Kinder müssen sich hierzu vom Bedeutungsinhalt der Sprache lösen und begreifen, dass Sätze aus Wörtern, Wörter aus Silben und Silben aus Lauten aufgebaut, dass manche Wörter länger und andere kürzer sind. Es geht darum zu erfassen, was der erste Laut eines Wortes ist, wie es endet und dass manche Wörter sich reimen.
Man unterscheidet zwei wesentliche Aspekte:
- zur phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinn gehören die Fähigkeiten, Wörter in Silben zu zerlegen und Silben zu einem Wort zusammenzufügen.
- Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn dagegen bezeichnet die Fähigkeiten, Anlaute zu erkennen, aus Lauten ein Wort zu bilden oder ein Wort in seine Laute zu zerlegen.“
( https://de.wikipedia.org/wiki/Phonologische_Bewusstheit)
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Wenn Sie z.B. ein Kind fragen: „Welches Wort ist länger- Zug oder Tausendfüßler?“ werden sie bei einem Kind, das die Sprache noch nicht formal erfasst, die Antwort: „Zug“ bekommen.
Dieses Kind stellt sich bei dem Wort „Zug“ einen realen Zug vor und weiß, dass der Zug in Wirklichkeit natürlich viel länger ist, als ein kleiner Tausendfüßler.
Es geht bei diesem Kind rein um die Bedeutung der beiden Wörter.
Ein Kind, das sich schon von der Bedeutungsebene gelöst hat, könnte auf dieselbe Frage so antworten: „Tausendfüßler ist länger, es hat 4 Silben.“
Dieses Kind hat verstanden, dass es die beiden Wörter getrennt von der Bedeutung untersuchen kann.
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Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne macht es den Kindern möglich, Laute aus Wörtern herauszuhören, z.B. das Wort „Ball“ fängt mit einem „b“ an.
Hier einige Infos zum Thema „Phonologische Bewusstheit“, die besonders im Vorschul- und Schulalter wichtig ist:
https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/ideenpool-lesen/elementarbereich/informationen
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Spaß am Lesen - Wie Sie Ihr gehörloses/hörbehindertes Kind im Lesen fördern
Lesen lernen – von klein auf und zwar mit Spaß: In diesem Leseflyer des BUNDESELTERNVERBANDs Gehörloser Kinder E.V. erhalten Eltern gehörloser/hörbehinderter Kinder Antworten auf Fragen rund um das Lesen: Wie lese ich meinem Kind vor? Womit kann ich für mehr Freude an Buchstaben sorgen? Und warum ist es sinnvoll, dass mein Kind noch vor der Schule lesen lernt? Unter folgendem Link finden Sie den Flyer kostenlos zum herunterladen, sowie ergänzende Vorlesetipps, Materialvorschläge, weiterführende Informationen rund um das Lesenlernen und Quellenangaben: https://gehoerlosekinder.de/lesen/
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In den folgenden Dateien erhalten Sie Informationen zu den Themen:
- Unterstützung des Schriftspracherwerbs von UK-NutzerInnen durch Handzeichensysteme (für Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen)
- Texte von gehörlosen und schwerhörigen Kindern und Jugendlichen lesen, analysieren und würdigen (für LehrerInnen)
- Anfangsunterricht und Schriftspracherwerb im Allgemeinen sowie für hörbeeinträchtigte Kinder (für Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen)
Dateien zum Schriftspracherwerb: